Zwischen Stille und Struktur: Die Kunst von Anastasiia Gundar in der media city leipzig
Vom 1. Juni bis 31. August zeigt die Künstlerin Anastasiia Gundar ihre neuesten Arbeiten in der media city leipzig. In ihrer Ausstellung begegnen sich Licht und Stille, Unsichtbares und Erinnerung – ein Raum für all das, was sich der Sprache entzieht und dennoch tief berührt.
Frau Gundar, können Sie uns etwas über die Auswahl der Werke erzählen, die in Ihrer Ausstellung in der media city leipzig zu sehen sein werden?
Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus meiner aktuellen Serie „Zartes Aufflammen der Existenz“. Es sind abstrakte Kompositionen, die sich auf das Unsichtbare und Flüchtige konzentrieren – auf das, was im Inneren geschieht, bevor es eine greifbare Form annimmt. Die Werke wurden intuitiv ausgewählt und spiegeln verschiedene Zustände wie Stille, Bewegung, Erinnerung und Licht wider.
Gibt es ein spezielles Motto oder Thema, das sich durch die Ausstellung zieht?
Ja, das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung: das Aufblitzen von Lichtmomenten in der Dunkelheit. Es geht um innere Prozesse, um das Sichtbarmachen des Unaussprechlichen – durch Farbe, Struktur und Rhythmus.
Wie hat sich Ihr künstlerischer Werdegang entwickelt? Gab es besondere Stationen oder Wendepunkte?
Mein künstlerischer Weg war nicht geradlinig, sondern geprägt von vielen Umwegen. Lange Zeit habe ich eher zurückgezogen und für mich gearbeitet. Ein Wendepunkt war der Moment, als ich begann, meine Arbeiten öffentlich zu zeigen und mit anderen in Dialog zu treten – das hat vieles verändert.
Was hat Sie ursprünglich zur Kunst inspiriert? Gibt es bestimmte Künstler oder Bewegungen, die Sie beeinflusst haben?
Mich hat immer das Unsichtbare, Atmosphärische, Zwischenmenschliche fasziniert. Inspiriert haben mich Künstler*innen wie David Lynch, Віталій Красуцький (Vitalii Krasuzkii) und Salvador Dalí – besonders ihre Fähigkeit, Stille und Tiefe visuell auszudrücken.
Können Sie uns etwas über Ihren eigentlichen Beruf erzählen und wie er sich mit Ihrer künstlerischen Tätigkeit verbinden lässt?
Ich komme ursprünglich aus dem sozialen Bereich und arbeite viel mit Sprache, Kreativität und Beziehung. Diese Perspektiven fließen auch in meine Kunst mit ein – oft geht es mir um Zwischenräume, Resonanzen und das, was nicht direkt sichtbar ist.
Welche Materialien und Techniken verwenden Sie am liebsten in Ihrer Kunst und warum?
Ich arbeite bevorzugt mit Acryl, Tusche, Aquarell und Pastell auf Papier oder Leinwand – und experimentiere dabei gerne mit Formen und Licht. Oft kombiniere ich Malerei mit Schichtungen. Mich interessiert die Verbindung zwischen freien, intuitiven Bewegungen und kontrollierten Strukturen.
Gibt es ein bestimmtes Werk in der Ausstellung, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Wenn ja, warum?
Ja, einige der Werke sind in Momenten tiefer innerer Stille entstanden. Besonders eines davon markierte für mich einen inneren Wendepunkt. Ich habe das Gefühl, dass sich diese Erfahrung in der Komposition spiegelt – sie ist für mich sehr authentisch und zugleich verletzlich.
Wie gestalten Sie den kreativen Prozess vom Konzept bis zur Vollendung eines Werkes?
Meist beginne ich ohne festes Konzept – der Prozess ist eher dialogisch. Ich beobachte, höre, spüre. Es ist ein ständiges Reagieren, Loslassen, Wiederaufnehmen. Erst später erschließt sich mir oft, worum es wirklich ging.
Welche Rolle spielt die Umgebung, in der Sie arbeiten, für Ihre Kunst?
Eine ruhige, geschützte Umgebung ist mir sehr wichtig – ein Raum, in dem ich mich versenken kann. Gleichzeitig nehme ich vieles aus der Außenwelt auf – Geräusche, Stimmungen, Begegnungen – und lasse es auf subtile Weise in meine Arbeiten einfließen.
Wie reagieren Sie auf das Feedback des Publikums? Beeinflusst es Ihre zukünftigen Arbeiten?
Ich höre genau hin, was Menschen empfinden, wenn sie meine Arbeiten betrachten. Ihre Wahrnehmungen überraschen mich oft und eröffnen neue Blickwinkel. Das Feedback ist ein wichtiger Spiegel für mich – auch wenn ich meiner eigenen Sprache treu bleibe.
Sehen Sie Ihre Kunst als Mittel zur Kommunikation bestimmter Botschaften oder Geschichten? Wenn ja, welche?
Nicht im klassischen Sinne. Es geht mir nicht um eine eindeutige Botschaft, sondern um das Teilen eines inneren Raumes. Vielleicht liegt die eigentliche „Botschaft“ darin, dass es in Ordnung ist, nicht alles zu wissen – sondern zu spüren, statt zu erklären.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Kunstszene in Leipzig und Ihren Platz darin?
Leipzig hat eine lebendige und vielfältige Kunstszene mit Raum für Experimente. Ich sehe mich eher am Rand als mittendrin – aber genau das empfinde ich als bereichernd. Es gibt Platz für viele Stimmen, auch für leisere.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen als Künstlerin in der heutigen Zeit?
Die Schnelllebigkeit unserer Zeit steht oft im Widerspruch zu einem langsamen, sensiblen Arbeiten. Es ist eine Herausforderung, Raum für Tiefe zu bewahren – in einer Welt, die oft nach Sichtbarkeit und Effizienz verlangt.
Welche Projekte oder Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte weiterhin an Serien arbeiten, die verborgene Prozesse sichtbar machen. Auch interdisziplinäre Projekte mit Musik, Sprache, Form oder Licht interessieren mich sehr.
Gibt es etwas, das Sie den Besucher*innen der Ausstellung mit auf den Weg geben möchten?
Ich wünsche mir, dass die Besucher*innen sich Zeit nehmen, sich einlassen – und vielleicht einen Moment der Resonanz finden. Etwas, das in ihnen nachklingt, auch wenn es nicht in Worte zu fassen ist.
Kontakt:
anastasiiagundarart@gmail.com